Likoni
Timbwani
Viele Menschen, die in diesem strukturschwachen Vorort leben, fahren tagtäglich mit der Fähre in die Stadt, um dort mittels Gelegenheitsjobs gerade genug Geld für das tägliche Überleben der Familie zu verdienen -nicht immer ist diese Reise in die Stadt jedoch erfolgreich. Andere hoffen in Likoni selbst auf eine Gelegenheit Geld zu verdienen. Nicht selten treibt die wirtschaftliche Lage vor allem alleinstehende Frauen in die Prostitution. Bezogen auf ganz Kenia liegt die Arbeitslosenquote innerhalb des erwerbsfähigen Alters bei etwa 40%.
Staatliche Investitionen in das Gesundheitssystem sind rar. Obwohl die afrikanischen Staatschefs zur Milleniumswende mit der WHO darin übereinstimmten, dass 15% des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts in das Gesundheitssystem investiert werden sollen, lag der Wert in Kenia 2015 bei lediglich 5,2%. Dies trägt weiter dazu bei, dass Krankenversorgung in Kenia oft ein Luxusgut für die besser-Situierten bleibt. Um dagegen ein Zeichen zu setzen und Zugang zur Krankenversorgung auch den Bewohnern Likonis zu ermöglichen, verfolgen wir das Projekt Kingston Hospital.
Likoni ist ein strukturschwacher Vorort Mombasas, der zweitgrößten Stadt Kenias. Mombasa, als bedeutendes Wirtschaftszentrum Kenias, liegt auf einer Koralleninsel nördlich Likonis und wird durch den Indischen Ozean von diesem Vorort getrennt. Mehrere Fähren schaffen eine Verbindung zwischen Likoni und Mombasa, allerdings ohne festen Fährplan, sodass die Wartezeit zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden variiert.
In Kenia herrschen große Disparitäten, das heißt Unterschiede zwischen der Armen- und Reichenbevölkerung. Während Mombasa den wichtigsten Seehafen Ostafrikas führt, profitieren längst nicht alle in der Region von der schnell-wachsenden Volkwirtschaft:
In Likoni sind 2013 rund 186000 Menschen gemeldet, darunter sind ca. 40% unter 15 Jahren. 13520 Haushalte haben keine funktionierenden Toiletten und 6352 kein fließendes Wasser.
Etwa 20 Minuten Fußmarsch vom Kingston Hospital entfernt, in der Nähe des Shelly Beaches, liegt das Dorf Timbwani, das geographisch zu Likoni gehört. Timbwani ist in drei Dorfdistrikte geteilt, von denen jedes eine*n eigene*n Dorfvorsteher*in hat.
Viele unserer Patient*innen wohnen hier. Dabei leben sie teilweise mit bis zu zehn Familien zusammen unter einem Dach. Oftmals handelt es sich bei den Behausungen um eng aneinander gebaute einfache Blech- oder Lehmhütten mit nur einem Raum. Kochstellen befinden sich deshalb meistens draußen. Ebenso die Latrinen, die sich in der Regel mehrere Haushalte teilen. Nur selten sind die Bewohner*innen gleichsam die Eigentümer*innen der Behausungen, sodass monatliche Mieten von umgerechnet etwa 10-15 Euro anfallen.
Allein durch den Bau und die Inbetriebnahme des Kingston Hospitals leisten wir einen strukturellen Beitrag für die Region. Dies bedeutet auf der einen Seite die Ausbesserung des Angebotes für Gesundheitsleistungen und auf der anderen Seite die Schaffung von Arbeitsplätzen im Krankenhaus sowie während der verschiedenen Bauphasen.
Immer wieder erleben wir, wie Krankheiten unserer Patient*innen mit den sozioökonomischen Strukturen einhergehen: Diese führen unter anderem oft zu mangelhaften hygienischen Bedingungen vor allem in Bezug auf Trinkwasser und Latrinen und damit zu verschiedenen Infektionserkrankungen, Mangelernährung, unzureichenden Schutz vor Mosquitos und damit erhöhter Gefahr von Malaria, geringem Arbeitsschutz und dadurch assoziierte Unfälle und Spätfolgen sowie unzureichenden Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Dies bedeutet für uns, dass es nicht reicht die Krankenversorgung in Likoni über das Kingston Hospital zu verbessern, sondern, dass die Grundsituation gebessert werden muss.
In Kooperation mit den Einheimischen unterstützen wir deshalb sowohl in kurzfristigen als auch in langfristig angelegten Projekten die Region. Beispiele für kurzfristige Maßnahmen sind Essensausgaben und Sachspenden, die die Situation zwar oft nicht langfristig bessern, aber teilweise notwendig sind, um zu unterstützen bis langfristig angelegte Projekte ihre Wirkung entfalten. Solch längerfristige Projekte zur nachhaltigen Unterstützung bieten wir beispielsweise durch die Zahlung von Tierfutter, damit über diesen Wirtschaftszweig letztlich eigenständig verdient werden kann oder bei der finanziellen Unterstützung bei aufkommenden Schulkosten, damit über Bildung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gesteigert werden können.