Historie
Wie alles begann -von der Idee zur Deutsch-Kenianischen Zusammenarbeit
Unserem heutigen Chefarzt und Krankenhausinhaber Dr. C. K. Cheruiyot, der selbst aus einer Kleinbauernfamilie im Westen Kenias stammt und unter anderem durch Förderungen der Regierung Medizin studieren konnte, war schon früh bewusst, dass er Arzt sein wollte, um den Menschen zu helfen. Dabei ist es ihm bis heute ein Leitbild, dass allen Menschen, die Hilfe brauchen diese zuteilwird -unabhängig ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status.
Unter anderem arbeitete Dr. C. K. Cheruiyot als junger Arzt in einem großen staatlichen Krankenhaus in Mombasa. Dort beobachtete er, dass viele bedürftige Patient*innen nicht die medizinische Hilfe bekamen, die notwendig gewesen wäre. So entstand seine Idee ein eigenes Krankenhaus zu eröffnen, in dem eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung auch für Bedürftige möglich wäre.
Nachdem er in unterschiedlichen Krankenhäusern Likonis gearbeitet hatte und so Gelegenheit bekam, Patient*innen aus den verschiedenen Dorfgemeinschaften innerhalb Likonis kennenzulernen, wurde ihm bewusst, dass Timbwani von diesen die größte Unterstützung brauchte: Das Dorf hatte sich ursprünglich um ein großes Hotel am Shelly Beach gebildet. Dieses Hotel war gleichsam die wirtschaftliche Sicherheit des Dorfes. Fast alle Einwohner*innen arbeiteten dort oder profitierten durch sekundäre Angebote vom Tourismus. Nachdem 1997 zunehmend politische Unruhen aufgrund der anstehenden Parlamentswahlen eintraten, ebbte der Tourismus ab, sodass das Hotel 2001 schließen musste. Bis heute warnen viele bekannte Reiseseiten vor der Region um den Shelly Beach. Eine weitreichende Erholung der Tourismusbranche konnte sich dort bislang nicht durchsetzen. Für die Bewohner*innen Timbwanis bedeutete dies seither ein Wegbrechen ihrer wirtschaftlichen Sicherheit gepaart mit andauernder Perspektivlosigkeit.
So entschied sich Dr. C. K. Cheruiyot das Dorf mit seinen privaten Mitteln zu unterstützen. Er bot kostenlose medizinische Behandlungen an, gab Essen aus und erteilte Kredite zum Aufbau von kleinen Unternehmen.
Er mietete ein kleines Gebäude in Likoni und eröffnete dort im Jahr 2004 das Kingston Hospital. Noch war die Ausstattung einfach gehalten, aber reichte für die grundsätzliche Patient*innenversorgung aus. Konnte jemand die Rechnung für seine*ihre Behandlung nicht zahlen, rechnete das Krankenhaus über den Kingston Account ab. Dies bedeutete nichts anderes, als dass Dr. C. K. Cheruiyot mit seinen privaten Mitteln für die Kosten aufkam.
Sein Ziel war es, ein größeres und besser ausgestattetes Krankenhaus zu bauen, um die Krankenversorgung der Menschen in der Umgebung einschließlich Timbwanis weiter zu verbessern. Dafür erschien ihm schon längere Zeit ein Grundstück in guter Lage in der Nähe des Fährhafens in Likoni geeignet. Es gelang jedoch nicht den*die Eigentümer*in ausfindig zu machen, um über einen Verkauf des Grundstückes zu verhandeln.
2011 kam es hierbei zu einer überraschenden Wendung: Eine Gebärende, die von einer traditionellen Hebamme im Dorf unter der Geburt betreut worden war, wurde bewusstlos in das Kingston Hospital gebracht. Ihr Kind befand sich in Steißlage und während die Füße des Säuglings bereits zu sehen waren, steckte der Rest des Körpers fest. Die Frau hatte bereits viel Blut verloren. Dr. C. K. Cheruiyot gelang es, sowohl das Kind als auch die Mutter zu retten. Es ergab sich, dass der Vater des Säuglings, dem die geringe Größe des Kingston Hospitals auffiel, aus Dankbarkeit sein Grundstück zu einem sehr fairen Preis zum Kauf anbot. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass es sich um genau das Grundstück handelte, das Dr. C. K. Cheruiyot schon länger hatte erwerben wollen. Das Grundstück wurde gekauft und die Planung für das neue Kingston Hospital begann.
Ebenfalls 2011 machte sich unsere heutige Vereinsvorsitzende Maria Sedlmair erstmals auf ihren Weg nach Kenia. Ursprünglich bestand ihr Plan nie darin, selbst eine Organisation zu gründen. Vielmehr wollte sie das Land und seine Kultur kennen lernen und überdies mit ihren Fähigkeiten als Krankenschwester vor Ort für drei Monate einen Einsatz leisten. Sie sah sich in der Region zwei Krankenhäuser an und entschied sich nach einem Bewerbungsgespräch im Kingston Hospital zu arbeiten.
Über die Zeit ihres Einsatzes stellte sie zunehmend fest, dass das Kingston Hospital zwar fachlich gut aufgestellt war, aber es an Möglichkeiten zu weiterführenden Diagnostik -und Therapieoptionen fehlte. Auch wurde ihr zunehmend bewusst, dass sie die Unterstützung, die sie mit ihrem Einsatz leistete, nicht auf die Arbeit im Krankenhaus beschränken wollte, sondern darüber hinaus den Bedürftigen in ihrem zuhause helfen wollte. Ein ausschlaggebendes Ereignis hierfür war die Vorstellung einer jungen Frau im Kingston Hospital mit der Bitte um einen Schwangerschaftstest, nachdem diese vergewaltigt worden war. Obwohl bereits viele Untersuchungen und Behandlungen über den Kingston Account von den privaten Mitteln Dr. C. K. Cheruiyots gezahlt wurden, konnten über diesen allein nicht alle Rechnungen aller Patient*innen finanziert werden. Deshalb mussten trotz des Leitbildes des Arztes immer wieder Patienten abgewiesen werden. So auch diese Frau. Betroffen von diesem Schicksal und inspiriert von Dr. C. K. Cheruiyots Kingston Account, beschloss Maria Freunde und Verwandte in Deutschland zu kontaktieren, um so Spenden zu sammeln. Ihr Ziel war es, dieses für das Kingston Hospital und die Bedürftigen der Region zu verwenden und diese sowohl medizinisch als auch in anderen Nöten zu unterstützen. Als sie Dr. C. K. Cheruiyot von ihrem Vorhaben berichtete und um seine Mitwirkung bat, wusste Maria noch nicht, dass dieser bereits neben seiner medizinischen Tätigkeit seit längerem auch sozioökomisch fördernd in der Region tätig war. Umso glücklicher waren beide, nun gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten.
So besuchte unsere heutige Vereinsvorsitzende Maria erstmals mit Dr. C. K. Cheruiyot, der Krankenschwester Mama Rita (Joyce Naftal) und weiteren Helfern das Dorf Timbwani. Das Team ging an jenem Tag von Hütte zu Hütte und besuchte die kranken Bewohner*innen, die beispielsweise an Durchfall, Malaria, Pilzinfektionen, Lungen- oder Hauterkrankungen litten und oftmals schon durch banale medizinische Beschwerden aufgrund der mangelnden ärztlichen Versorgung in ihrer Lebensweise und -qualität stark eingeschränkt waren. Das Team konnte viele der Patient*innen direkt vor Ort behandeln und ihre Leiden sowie Beschwerden erleichtern.
Bevor Maria ihren Einsatz beendete und nach Deutschland zurückkehrte, zeigte Dr. C. K. Cheruiyot ihr das zuvor erworbene Grundstück und die Pläne für das neue Kingston Hospital.
Zurück in Deutschland versuchte Maria zunächst Sponsoren für das Bauvorhaben zu finden. Nachdem sich die Sponsorensuche als schwieriger gestaltete als sie zunächst gedacht hätte, gründete sie in Absprache mit Dr. C. K. Cheruiyot 2012 den gemeinnützigen Verein Likoni – Healthcare for all e.V.
Seither verfolgt unser Verein die Unterstützung des weiteren Ausbaus des Kingstons Hospitals. Über den German Maria Account werden seit Marias Besuch in Timbwani die Behandlungen der bedürftigen Patient*innen mittels Spendengelder finanziert. Dieser Account löst den ehemaligen Kingston Account ab. Darüber hinaus soll strukturelle, kurzfristige und nachhaltige Unterstützung der Region zu einer Verbesserung der Grundsituation beitragen.